ÖSTERREICH: Kitzbühel, Lech & Bad Gastein
Fast jeder kennt das Klischee – und ja, es stimmt: Die Porsche-Dichte in Kitzbühel ist bemerkenswert. Anderseits laufen auch unglaublich viele Dackel durch die mittelalterliche Altstadt. Im Café „Beluna“ am Rathausplatz trinken durchgestylte Münchnerinnen Aperol Spritz, gleich daneben chillt eine Gruppe Snowboarder bei österreichischem Stiegl-Bier. High Heels und Turnschuhe – die Mischung aus unverkrampftem Protz und selbstverständlicher Lässigkeit macht den Charme des 8200-Einwohner-Dorfs in den Tiroler Alpen aus.

Stilvoll gestaltetes Hotel „The Cōmodo“, das die Noblesse des einstigen K.-u.-k.- Eldorados neu aufpoliert. (Foto: The Comodo)
Österreichs wohl bekanntester Skiort bietet alles, was man so braucht: schicke Hotels, historische Stadthäuser mit pistaziengrünen, himmelblauen oder marillenfarbenen Fassaden, eine lebhafte Après-Ski-Szene und ein unübertroffenes Skigebiet mit insgesamt 270 Kilometer Piste inklusive des Hahnenkamms, der anspruchsvollsten Abfahrt im Weltcup. In den Berghütten und Restaurants gibt es viele köstliche Möglichkeiten zum Auftanken – ganz gleich, ob auf den Sonnenterrassen an den Pisten oder im Sterne-Lokal im Dorf.

Auch in Kitzbühel sollte man Wiener Schnitzel essen. (Foto: lightsandsquares/Shutterstock )

Das beste (schön souffliert) gibt’s im hippen Hutschpferd Palais. (Foto: Hutschpferd Palais)
Im Museum Kitzbühel hängen Alfons Waldes Gemälde verschneiter Berge, einsamer Berghütten, mondäner Damen und Skifahrer, immer wieder hat er Skifahrer gemalt. Der Kitzbüheler Architekt, Designer und Künstler steht auch hinter den bunten Fassaden in der Altstadt, dem bekannten Kitzbüheler Gams-Logo und der Bergbahnstation am Hahnenkamm. Es scheint, als habe er den Look und Lifestyle seiner Heimat erfunden: traditionelle Alpenromantik mit einer Prise Glamour und Zeitgeist.

Dass The Cōmodo früher ein Hospital war, sieht man dem komplett umgestalteten Design- und Wellness-Hotel nicht mehr an. (Foto: The Cõmodo)
Die Kombi funktioniert auch anderswo: Lech am Arlberg zeigt, dass es keinen 5-Sterne-Protz braucht, um luxuriös zu sein. Das Bergdorf ist beschaulich geblieben, unaufdringlich, fast bescheiden. Das Bling-Bling ist mit altmodischen Cafés, anspruchsvollen Restaurants und knorrigen Holzchalets nobel in Schach gehalten. Der Prominenz gefällt das: Prinzessin Diana kam früher mit ihren Söhnen, die niederländische Königsfamilie ist regelmäßig zu Gast, sogar die Beckhams wedelten die perfekt präparierten Pisten des zwischen 1450 und 2450 Höhenmetern gelegenen Alpen-Eldorados hinunter.

Draußen vor der Tür locken in Bad Gastein vier verschiedene Skigebiete. (Foto: Gasteinertal Tourismus GmbH/Christoph Oberschneider)
Zwischendurch sitzt man auf sonnigen Terrassen bei knusprigem Schnitzel und warmem Apfelstrudel – idealerweise im Rud-Alpe, einer 250 Jahre alten Hütte direkt an der Talabfahrt Schlegelkopf. Wer Lust auf etwas Neues hat, fährt in Österreichs derzeit angesagtesten Skiort, der eigentlich ein alter bekannter ist: Bad Gastein hat sich in den letzten Jahren neu erfunden, seine Macken zum Markenzeichen gemacht und ein Lebensgefühl geschaffen, das als hip, mondän und lebenslustig empfunden wird.

Bar in Hotel The Cõmodo. (Foto: The Cõmodo)
Das in die Hänge der Hohen Tauern gebaute Belle-Époque-Dorf war einst als Monte-Carlo der Alpen bekannt, geriet dann aber in eine Abwärtsspirale und schließlich in Vergessenheit. Wer heute mit dem Zug anreist, erkennt sofort die glanzvolle Vergangenheit: Der Bahnhof stammt aus K.-u.-k.-Zeiten, seine Ankunftshalle ist mit Stuckverzierungen überrieselt. Seit gut einem Jahrzehnt bemühen sich Kreative und Künstler, Architekten, Hoteliers und Gastronomen, den Ort aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Wie? Mit spannenden Kunstgalerien, aber vor allem mit neuen Hotels und Restaurants, die an das anknüpfen, was einmal war: Klasse, Kultur und Geselligkeit. Mit Erfolg, wie es scheint.

In den Suiten des Tennerhofs in Kitzbühel wohnt man inmitten von Erbstücken der Besitzer. (Foto: Relais&Châteaux/Michael Huber /www.huber-fotografie.at)
SCHWEIZ: St. Moritz, Gstaad & Crans-Montana
Wer noch nie in St. Moritz gewesen ist, wird die Faszination, die von diesem Bergdorf ausgeht, schwer verstehen – schneebedeckte Gipfel und Menschen im Pelzmantel gibt es schließlich auch anderswo. Aber ausgewachsene Mannsbilder, die bäuchlings auf einem Skeleton-Schlitten mit über 140 Stundenkilometern einen Eiskanal hinabrasen? Edle Pferde, die über einen vereisten See galoppieren? Skihütten wie das „El Paradiso“, wo Gäste in Lammfelle gehüllt in der Sonne sitzen und sich zu lässigen Chill-out-Klängen Älplermagronen und Lobster Roll schmecken lassen? Dieselben Menschen sind später beim Shopping auf der Via Maistra zu sehen. Sie kaufen Engadiner Nusstorte in der Konditorei Hanselmann, neonfarbene Ski-Outfits beim hippen Kult-Label Jet-Set und feinste Kaschmir-Pullis im Lamm Cashmere House, einem Laden, der so traditionell ist, dass er schon fast wieder trendy wirkt.

Die Hotel-Ikone „Suvretta House“ in St. Moritz ist 100 Jahre alt. (Foto: Suvretta House)

Mit maßgefertigten Möbeln und Gemälden (hier ein Peter Lely!) herrlich altmodisch, aber kein bisschen verstaubt. (Foto: Survetta House)
Skifahren kann man in St. Moritz natürlich auch: Die Abfahrtshänge des Morteratsch-Gletschers, des Piz Nair und des Piz Corvatsch sind so schön, dass Skifans leuchtende Augen bekommen. Dabei sehen sie großzügig darüber hinweg, dass St. Moritz mit seinen 70er-Jahre-Betonbauten, Banken und Boutiquen nicht
gerade Alpenromantik verströmt.
Die findet man in Gstaad, dem super-exklusiven Wintersportort im Saanenland. Im ganzen Dorf stehen liebevoll gepflegte Holzchalets aus dem 17. Jahrhundert, auch auf der edlen Shopping-Meile Promenade, an der die Edelboutiquen von Loro Piana, Ralph Lauren, Chopard oder Moncler zum Geldausgeben verführen. Die Liste der Prominenten, die hier ihren Urlaub verbringen, ist endlos. Wer es sich leisten kann – etwa die Barclays, Bulgaris, Graffs und Jacobs –, wohnt privat in einem der verwunschenen Holzhäuser mit niedrigen Decken, knarzenden Dielen und winzigen Fenstern, die sowohl die Kälte als auch neugierige Blicke fernhalten.

Nach einem Tag auf der Piste kann man im Spa des „Six Senses“ entspannen, im goldenen Pool plätschern. (Foto: Mikael Bénard for AW2 architecture & interiors)
Skifahrer lockt der Glacier 3000, eine magische Schneeland schaft mit Blick auf über zwei Dutzend majestätische Viertausender und perfekt präparierte Pisten. Für das Après-Ski stehen die lässig-eleganten Bars der Luxushotels bereit, als unangefochtener Favorit gilt die „Lobby Bar“ des „Hotel Palace“ mit Panoramaterrasse.
Frankophile wählen die Terrasse des Luxushotels „Six Senses“ in Crans-Montana, einem leicht verschlafenen Skidorf im Kanton Wallis, dessen glorreiche Tage vorbei zu sein schienen. Doch Crans erlebt gerade ein Momentum, sichtbar am neuen „Six Senses“. An der zentralen Rue du Prado sind Läden von Hermès, Prada und Louis Vuitton entstanden, die ohnehin schon exzellente Gastronomie hat den einen oder anderen Michelin-Stern dazubekommen.

Die japanisch angehauchte Küche im hauseigenen Restaurant „Byakko“. (Foto: Benjamin Monteverdi – MTD Studio)
Anders als andere Bergdörfer liegt Crans-Montana nicht tief im Tal, sondern auf einem Hochplateau über dem Rhonetal, das Skigebiet gilt als das sonnigste der Schweiz, und die gesamte Palette der höchsten Gipfel – vom Montblanc zum Matterhorn, von der Dreiecksform des Weisshorns bis zu den Hängen oberhalb von Andermatt – ist von fast überall zu sehen. Das Après-Ski mag hier nicht ganz so prominent besetzt sein wie in St. Moritz, Kitzbühel oder Cortina, dafür sind die Weine besser und anderswo kaum zu bekommen, sie stammen aus den Weingärten unten im Tal.

Im legendären Kulm Country Club in St. Moritz steht nun der mit drei Sternen dekorierte argentinische Chef Mauro Colagreco am Herd. (Foto: Ali Zigeli)

Der mit drei Sternen dekorierte argentinische Chef Mauro Colagreco. (Foto: Ali Zigeli)
ITALIEN: Cortina d’Ampezzo, Madonna di Campiglio & Courmayeur
Lady Gaga trägt einen hautengen Skianzug, eine überdimensionale Pelzmütze und jede Menge Goldschmuck. Sie rührt in einer Espressotasse. Im Hintergrund ragen tief verschneite Berge in die Höhe. So zu sehen in „House of Gucci“, ein Hollywood-Film über Mode, Maßlosigkeit und Mord in der berühmten Gucci-Dynastie. Zu den Hauptschauplätzen des prominent besetzten Dramas zählt Cortina d’Ampezzo, ein Nobelskiort in den Dolomiten, der sich seinen plüschigen Alpen-Glamour ebenso bewahrt hat wie seine gemütlichen Grandhotels und legendären Ausgehlokale.

Der Mode-Adel (hier Lady Gaga in „The House of Gucci“) liebt Cortina d’Ampezzo seit jeher. (Foto: ddp)

Das fashionable „Hotel De Len“. (Foto: Cosimo Rubino)
An der Flaniermeile Corso Italia schieben sich die Reichen und Schönen an Kunstmuseum, Barock-Basilika und dem 66 Meter hohen Glockenturm „cianpanín“ vorbei. Ihr Interesse gilt den Dior-, Louis Vuitton- und Golden Goose-Schaufenstern und danach den Top-Hangouts, etwa der unprätentiösen „Bar Sport“, auf deren Mini-Terrasse kaum je ein freier Platz zu finden ist, schon gar nicht zur Aperitivo-Zeit.

Das Val Rendena liegt am Fuß des Anstiegs nach Madonna di Campiglio, kürzlich hat dort in Pinzolo das lichtdurchflutete Lefay Dolomiti eröffnet, ein Ort für die Seele. (Foto: Lefay Dolomiti Resort)

Lafey Dolomiti Resort. (Foto: Lafey Dolomiti Resort)
Bereits im Fin de Siècle kam die europäische Hautevolee in die Dolomiten, in den 1950er-Jahren wurde Cortina zum winterlichen Schickeria-Hotspot und sechs Jahre später zum Austragungsort der Olympischen Winterspiele mit der weltweit übertragenen Eröffnung durch Sophia Loren. Heute haben italienische Wirtschaftsgrößen wie die Barillas und die Benettons Ferienhäuser in Cortina, auch Dirigent Riccardo Muti und Ex-Ferrari-Chef Luca di Montezemolo werden immer mal wieder im Dorf gesichtet.

Im San Brite, wo früher Milch verarbeitet wurde, offeriert Riccardo Gaspari vor der imposanten Kulisse der Berge heute eine ebenso regionale wie kreative Agricucina. (Foto: Stefania Giorgi)

Das Sterne-Restaurant gehört zu einer alten Molkerei, nur wenige Tische stehen in einem schönen Raum mit viel recyceltem Holz. (Foto: Stefania Giorgi)
Ebenfalls in den Dolomiten, aber etwas abseits des Jetset-Rummels konkurriert Madonna di Campiglio um den Titel des stilvollsten Skiortes Italiens. In den Gassen um die zentrale Piazza Righi herrscht charmantes Dolce-Vita-Flair, auf den relativ ruhigen Pisten schwingen Skifahrer in Perfect-Moment-Anzügen und junge Snowboarder in coolen FantasieOutfits in die Tiefe. Hotels und Lokale sind hier oft
seit Generationen in Familienbesitz und beliebt bei all jenen, die diskrete Gastfreundschaft und gemütliche Eleganz suchen. Wer Gourmet-Küche schätzt,
geht ins À-la-Carte-Restaurant des spektakulären Alpen-Refugiums „Chalet Spinale“ oder ins Sechs-Tische-Restaurant „Dolomieu“ mit intimem Stubenstil und Michelin-Stern.
Als Place to be zum Après-Ski gilt die wunderbar altmodische „Majestic Lounge“, Hotspot der „vita notturna“ ist seit jeher das „Piano 54“, auch als „Salon der Dolomiten“ bekannt.

In Madonna di Campiglio pflegt man den leisen Luxus. (Foto: mauritius images/Alamy Stock Photos/Haris Vithoulkas)
Szenenwechsel: Im wilden Aostatal, knapp anderthalb Autostunden von Genf und nur einen Katzensprung von der französischen Grenze entfernt, thront Courmayeur auf über 1200 Metern zu Füßen des Monte Bianco, dem höchsten Berg Europas. Das Skigebiet ist überschaubar – wobei die Off-Pisten als Eldorado für ambitionierte Skifahrer gelten –, aber wunderschön, und der Ort ist ein echtes traditionelles Alpendorf mit trutzigen Chalets und schmalen, verkehrsfreien Gassen voller Feinkostläden, schicken Modeboutiquen und Gourmet-Restaurants.

Pool und Berge: ZumFlair von Courmayeur tragen Spitzenhotels und die nobel-rustikale „Auberge de la Maison“ bei. (Foto: Auberge de la Maison)

Das sehr persönlich geführte 33-Zimmer-Hotel punktet mit schicker Alpenromantik. (Foto: Auberge de la Maison)
Courmayeur gilt aber auch als einer der ältesten und berühmtesten Luftkurorte in den Alpen – schon die alten Römer badeten im alpinen Thermalwasser der Thermes de Pré Saint Didier. Es wundert also nicht, dass Skifahrer von der Piste direkt ins Day Spa der Therme fahren und sich mit einer erholsamen Massage und einem Bad in einem der drei natürlich beheizten Außenbecken fit für den Abend machen – und für den nächsten Tag auf der Piste.

Seit den Olympischen Spielen 1956 trifft sich in Cortina d’Ampezzo der internationale Ski-Zirkus, und die Society kommt zum Après-Ski, allerdings nicht nur im Winter. (Foto: guidedolomiti.com/Cortina Marketing)