Bereits seit mehr als zwei Jahren erleben Ozempic und Konkurrenzprodukte einen regelrechten Hype. Ursprünglich zur Behandlung von Diabetes Typ 2 gedacht, arbeitet zum Beispiel Ozempic mit dem Wirkstoff Semaglutid, der den Blutzuckerspiegel senken und das Hungergefühl reduzieren soll. Wie auch bei Wegovy wird das „Wundermedikament“ daher vor allem bei Patientinnen mit Adipositas als effektives Diätmittel gefeiert.
„Das Positive: Patientinnen, die unter starkem Übergewicht gelitten haben, können mit Ozempic oder Wegovy innerhalb weniger Monate Normalgewicht erreichen. Doch nicht selten bleibt dann ein erheblicher Hautüberschuss am Körper oder das sogenannte Ozempic Face zurück.“ erklärt Dr. Christian Merkel, der in den Praxisräumen des Haut- und Laserzentrum an der Oper in München immer häufiger mit Ozempic- bzw. Wegovy-Patienten zu tun hat.
Ozempic Face – eingefallene Gesichtszüge als ungewollte Begleiterscheinung
„Ozempic Face beschreibt einen ungewünschten Nebeneffekt, mit dem wir Dermatologen uns inzwischen immer häufiger auseinandersetzen, vor allem auch bei Männern“, bestätigt der Dermatologe Dr. Stefan Duve. Bei der schnellen Gewichtsreduktion verliert natürlich auch das Gesicht an Volumen. Das typische Ozempic-Gesicht entsteht, das eingefallen, mager und ausgelaugt aussieht. Und oft verliert auch die Kinnlinie ihre Kontur. Abhilfe versprechen dann verschiedene ästhetische Behandlungsmöglichkeiten mit Fillern oder Kollagen-Stimulatoren.
„So ist die Injektionsbehandlung Sculptra in der Lage, die Haut wieder zur selbstständigen Produktion von körpereigenem Kollagen zu animieren. Auf diese Weise gelingt eine Verbesserung von Volumen, Spannkraft und Hautqualität“, erklärt Duve. Aber auch die minimalinvasive Thermage FLX®-Methode regt das Wachstum von neuem Kollagen an. Bei der Behandlung wird monopolare Radiofrequenz in die tiefen Hautschichten transportiert, um das Zusammenziehen von Kollagen zu erzielen und gleichzeitig deren Wachstum anzuregen.
„Eine weitere Möglichkeit stellen Filler dar, wie z. B. Profhilo® Structura, welcher eine patentierte Hybridtechnologie aus nieder- und hochmolekularen Hyaluronsäuren nutzt“, so Stefan Duve. „In das tiefe subkutane Fettgewebe injiziert, wird die Haut regelrecht mit Feuchtigkeit geflutet. Zeitgleich kommt es zu einer gezielten Stimulation von Fettzellen, wodurch eingefallene, an Spannkraft verlorene Gesichtsbereiche wieder aufgepolstert werden.“

Das typische Ozempic-Gesicht entsteht, das eingefallen, mager und ausgelaugt aussieht. Und oft verliert auch die Kinnlinie ihre Kontur. (Foto: Benjamin Kaufmann)
Auch Hautveränderung am Körper sind keine Seltenheit
Vergleichbar mit dem Ozempic Face kann durch den raschen und signifikanten Gewichtsverlust auch die Haut am Körper an Elastizität verlieren und zu hängen beginnen. Duve erklärt: „Am häufigsten treten diese erschlafften, hängenden Hautpartien oder auch Unregelmäßigkeiten in der Hautstruktur an Bauch, Armen oder den Oberschenkeln auf.“ Ist der Hautüberschuss noch nicht allzu ausgeprägt, lässt sich in vielen Fällen bereits mithilfe des non-invasiven Accent Prime System ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen.
„Dieses arbeitet mit gleich zwei hochwirksamen Technologien: Radiofrequenz und Ultraschall. Über einen Applikator erwärmen die abgegebenen Ultraschallwellen das Gewebe auf bis zu 43 Grad Celsius. Zusammen mit Radiofrequenz wird die Bildung von Kollagen angeregt und die Gewebefasern zum Schrumpfen gebracht.“

Ist der Hautüberschuss noch nicht allzu ausgeprägt, lässt sich in vielen Fällen bereits mithilfe des non-invasiven Accent Prime System ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. (Foto: Benjamin Kaufmann)
Haarausfall aufgrund der Abnehmspritze
Neben dem Gewichtsverlust berichten auch immer mehr Ozempic- sowie Wegovy- Patienten von enormem Haarausfall. „Hierbei handelt es sich aber keinesfalls um eine Medikamentennebenwirkung, wie man vielleicht vermuten könnte“, stellt Merkel klar. Sowohl bei der Therapie mit Ozempic als auch mit Wegovy befindet sich der Körper regelrecht im Hungerzustand, worauf Haarfollikel sensibel reagieren können.
„Die Haare fallen daraufhin in die Telogenphase (Ruhephase), sitzen daher nicht mehr fest in der Kopfhaut und fallen schließlich aus.“ Erst wenn das Haar nach drei bis sechs Monaten wieder in die Anagenphase (Wachstumsphase) kommt, lässt der Ausfall nach. „Unterstützt werden kann das Haarwachstum in der Übergangszeit mit topischen Lotionen, die den Wirkstoff Minoxidil enthalten. Aber auch die PRP-Behandlung (Plateled Rich Plasma) hat sich als Therapie gegen Haarausfall etabliert.“
Nach der Abnahme von Blut und dem Trennen in einer Zentrifuge nach Blutplättchen und Serum wird Letzteres mit einer hauchdünnen Nadel direkt an die Haarwurzel injiziert. Dies verbessert die Durchblutung und regeneriert geschädigte Haarwurzeln. Alternativ können mit der Mesotherapie individuell abgestimmte Wirkstoffmengen mittels feiner Mikroinjektionen tief in die Kopfhaut eingebracht werden. Dies hat ebenfalls einen regenerierenden Effekt, der sich positiv auf das Haarwachstum auswirken kann.